Es ist nicht einfach, bei fast -10°C und Schnee eine Einleitung für den Frühlingsgemeindebrief zu schreiben. Die warme Jahreszeit liegt noch so weit entfernt. Auch Ostern findet in diesem Jahr relativ spät statt – am 20. April feiern wir die Auferstehung von Jesus Christus und den Sieg über Tod und Sünde. Die lange Zeit davor eignet sich bestens, um über Glaubensfragen nachzudenken.

Ich habe mich in den letzten Tagen und Wochen verstärkt mit dem Thema Heiligung auseinandergesetzt. Ich bin überzeugt, dass wir als Nachfolger Jesu die Aufgabe haben, seinem Vorbild ähnlicher zu werden und im Sinne von Hebräer 12,14 ein geheiligtes Leben anzustreben. Paulus schreibt an die Christen in Thessaloniki, dass dies durch Gottes Geist geschehen soll und mit seiner Hilfe auch gelingen wird (1. Thessalonicher 5,22-24). Wie so ein geheiligtes Leben aussieht, verrät uns Galater 5,22-26, wo es um die Frucht des Geistes geht: Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.

Als ich mich mit diesen Versen beschäftigt habe, kam mir natürlich sofort die Frage: Wie kann es sein, dass mein eigenes Leben noch so weit davon entfernt ist? Und wieso befreit Gott mich nicht einfach im Handumdrehen von wiederkehrenden Versuchungen und schlechten Angewohnheiten, obwohl ich ihn schon so oft darum gebeten habe?

Gerade als ich mich das fragte, stieß ich in meiner Bibel-App auf den Vers des Tages: 2. Korinther 12,8-9. Dort schreibt Paulus, dass er trotz wiederholter Gebete nicht die erhoffte Heilung von seinen Schmerzen erhalten hat. Stattdessen sagte Gott ihm: „Meine Gnade muss dir genügen, denn meine Kraft ist gerade in den Schwachen mächtig.“ Begeistert folgerte Paulus daraus: „Jetzt bin ich sogar stolz auf meine Schwachheit, weil so die Kraft von Christus auf mir ruht.“

Mir wurde klar: Gott wird mich nicht einfach von allen schlechten Angewohnheiten befreien, mit denen ich zu kämpfen habe. Zweifellos tut er es in einigen Dingen. Doch manche Herausforderungen sind wichtig, damit wir uns enger an Gott binden. Versuchungen, denen man nachgibt, können zum Beispiel ein Indikator für eine schwächelnde Beziehung zu Gott sein. Höchste Zeit also, um gegenzusteuern und wieder mehr Zeit mit Gott zu verbringen!

Was Paulus ebenfalls deutlich macht, ist, dass wir uns nicht wegen unserer Schwachheit schämen sollen. Denn gerade dort kann sich ja Gottes Kraft zeigen – zum Zeugnis für andere, aber auch für uns selbst. Wie oft sind wir es selber, die durch Gottes Unterstützung und Gnade ermutigt werden? Wenn wir merken, dass wir etwas geschafft oder etwas überwunden haben, was uns ohne Gottes Hilfe nicht gelungen wäre, dann bestätigt uns dies, dass Gottes Geist wirklich in uns wirkt. Und was gibt es Größeres als die Gewissheit, dass der allmächtige Gott unser Beistand und Erbauer ist?

Das alles ist nur möglich, weil Jesus Christus an Ostern den Graben der Sünde überwunden hat, der uns von Gott trennte. Durch seinen Tod und seine Auferstehung können wir eine Beziehung zu Gott haben, die das gewaltige Potenzial hat, unser Leben komplett auf den Kopf zu stellen. Denn dieselbe Kraft, die Jesus von den Toten aufweckt hat, wirkt nun in uns (Epheser 1,19-20). Aus diesem Grund ist Ostern für uns Christen das wichtigste aller Feste.

Als Gemeinde wollen wir uns darauf an Gründonnerstag mit einem Sedermahl einstimmen. Dieses Essen, auch Passahmahl genannt, feierte Jesus am Abend seiner Gefangennahme mit seinen Jüngern. Die neue Bedeutung, die Jesus der jüdischen Passahsymbolik gab und mit der er seinen Tod und seine Wiederauferstehung ankündigte, beeindruckt mich immer wieder aufs Neue. Es lohnt sich, das Passahmahl mindestens einmal in seinem Leben gefeiert zu haben! Sei also gerne mit dabei und melde dich bei mir.

Gott segne dich!
Joel Pfeifle