Beim Auswählen des Titelbildes bin ich immer wieder überrascht, wie schnell eine Jahreszeit von der nächsten abgelöst wird. Meinem Empfinden nach hatte der Sommer gerade erst begonnen. Jetzt ist die Sommerpause auch schon wieder vorbei – aber war denn wirklich Pause?
Unsere persönliche Beziehung zu Gott macht bekanntlich keine Pausen. Ob auf der Arbeit, im Urlaub, in der Gemeinde oder in der Schule – überall besteht so viel Raum für Wachstum im Glauben und in der Nachfolge. Als Christen vergessen wir vor lauter Selbstzentriertheit manchmal, wie viel Potential Gott eigentlich in uns sieht. Er sah es bereits, bevor wir geboren wurden. Und wenn wir anfangen, ihm zu vertrauen und uns auf ihn einzulassen, wird Gott dieses Potential Stück für Stück freisetzen.
Ich selbst durfte das in der diesjährigen Sommer(-pause) erfahren. Zusammen mit 60 Christen aller Altersgruppen (der Jüngste war 12, die Älteste 86) hatten wir es uns Anfang August zur Aufgabe gemacht, zehn Tage lang auf den Straßen und Plätzen Berlins mit fremden Menschen über den Glauben ins Gespräch zu kommen. Dabei nahmen wir uns Jesu Missionsbefehl in Markus 16,15-18 zu Herzen, in Vollmacht das Evangelium zu verkünden und mit Zeichen und Wundern zu untermauern.
Wer mich näher kennt, weiß, dass ich fremde Personen eigentlich noch nicht einmal gerne nach dem Weg frage, geschweige denn mit ihnen über meinen Glauben rede. Doch ich wagte den Sprung ins kalte Wasser, weil Gott mir klargemacht hat: Seine Kraft ist tatsächlich in unserer Schwachheit mächtig (2. Kor 12,9). Wenn wir uns für eine Aufgabe im Reich Gottes nicht ausreichend qualifiziert sehen, sind wir in bester Gesellschaft: So erging es nämlich den meisten Glaubenshelden der Bibel. Vom stotternden Mose über den Schafe hütenden David bis hin zu den fischenden Jüngern – keiner von ihnen hatte Erfahrung in den Aufgaben, die Gott ihnen auftrug. Doch sie alle taten etwas ganz Entscheidendes: Sie bekannten ihre Schwachheit, vertrauten Gott und folgten seinem Ruf.
Ich bin überzeugt: Gott hat uns unsere Begabungen und Stärken nicht ohne Grund gegeben. Er möchte, dass wir sie einsetzen. Aber genauso sehr weiß ich nun: Auch unsere Schwächen kann und will Gott gebrauchen. Denn wo wir selber nicht viel zu bieten haben, können wir uns auch nicht fälschlich rühmen, wenn Gott das Seinige dazugibt und uns Gelingen schenkt. Gott verherrlicht sich gerne in uns, damit Nichtchristen auf ihn aufmerksam werden. Wo darf sich Gott in deinem Leben verherrlichen? Ich mache dir Mut, den Herbst dafür zu nutzen, Gott deine Schwächen ganz neu zu übergeben und zu sehen, was er daraus alles machen kann.
Joel Pfeifle