31. Oktober 2023 | Andacht

Mehr mit Gott wagen

Es fällt mir schwer zu glauben, dass 2023 so gut wie vorbei ist. In der letzten Ausgabe habe ich gerade eben erst den Herbst eingeläutet, nun steht bereits der Winter vor der Tür. Die Tage werden kälter, die Kleidung wärmer. Bei einigen meiner Freunde kommt bereits Vorfreude auf die Weihnachtszeit auf – eine besondere Zeit, die viele Christen dazu nutzen, ihren Glauben zu schärfen und sich neu auf Gott zu fokussieren.

Etwas in dieser Art ist vor wenigen Wochen auch meinem Hauskreis passiert, als wir ein christliches Seminar zum Thema „Neustart“ besucht haben. „Passiert“ muss man sagen, weil wohl keiner von uns mit der tiefgreifenden Veränderung gerechnet hat, die dieses Seminar mit sich brachte. An diesem Wochenende wurden wir vom Heiligen Geist auf eine Art und Weise berührt, wie wir sie noch nie gespürt haben. Manche von uns wurden übernatürlich beschenkt, andere ermutigt, wieder andere ermahnt. Ich selbst darf mich zu allen drei zählen – doch es ist die Ermahnung, die mein Leben verändert hat.

In der Nacht nach dem Ende des Seminars – ich wollte eigentlich schlafen gehen – geriet ich mehr oder weniger ungewollt in ein langes Gespräch mit Gott. Dieses Gespräch führte so tief, dass ich es kaum als „Gebet“ bezeichnen mag – unsere Vorstellungen von dem Wort werden der Realität dieser Nacht einfach nicht gerecht. Dort ging es ans Eingemachte. Der Heilige Geist ließ mich erkennen, dass ich so gut wie alles, was ich in dieser Gemeinde bisher getan und erreicht hatte, auf Sand gebaut habe: Auf mich selbst, auf meine eigenen Vorstellungen, meinen eigenen Verstand und meine eigene Kraft. Mein Hauskreis, der Teentreff, das Medienteam, der Gemeinderat und die Offene Gemeinde – vor meinem inneren Auge sah ich die einzelnen Bereich wie glänzende Gebäude vor mir stehen, schön anzusehen, doch zu ihren Füßen rieselte der Sand. Diese Gebäude standen nicht auf Gott, sondern auf mir. Viel zu selten habe ich nach Gott gefragt, viel zu selten auf seine Stimme gehört. Die wirklich wichtigen Entscheidungen habe ich alle mit mir selbst ausgemacht und im schlimmsten Fall sogar noch behauptet, ich hätte mit Gott darüber gesprochen. Und da musste ich erkennen: Das alles ist nichts. Das alles wird weggerissen werden, wenn die Flut kommt.

Kennt ihr diese Stellen in der Bibel, wo Menschen lauthals klagen, schluchzen und weinen? Ich fand diese Schilderungen immer sehr befremdlich. Die von euch, die mich kennen, wissen, dass ich ein sehr rationaler Mensch bin. Ich würde eher im Boden versinken, als mir eine solche Blöße zu geben. Nun, in dieser Nacht war das anders. In dieser Nacht lernte ich, vor Gott zu klagen und zu weinen. Ich bekannte, was ich getan hatte, dass ich mich gegenüber der Gemeinde, meinen Glaubensgeschwistern, aber vor allem gegen Gott versündigt hatte. Ich bekannte, dass ich so viele geistliche Prinzipien, wie Dienerschaft, zwar verstanden, aber nicht umgesetzt habe.

Und dann, liebe Freunde, passierte etwas Wunderbares. In diesen Augenblicken größter Reue und Bestürzung konnte ich auf einmal Gottes überschwängliche Gnade in meinem Herzen spüren. Matthäus 7,26 ist eigentlich sehr klar, was mit Gebilden geschieht, die wir auf Sand errichten. Doch ich erkannte, dass Gott barmherzig mit mir sein wollte. Ich durfte jedes einzelne meiner selbstgebauten Gebäude vom Sand auf das Fundament Jesu Christi übertragen – eines nach dem anderen, Bereich für Bereich. Ich übertrug alle Leiterschaft auf Gott und erklärte mich zu seinem Diener. Ich lud den Heiligen Geist ein, alle verkrusteten Strukturen aufzubrechen und mit neuem Sinn zu erfüllen. Alles, was geistlich gestorben war, brachte ich vor Gott und bat ihn, dort neues Leben zu schenken.

Ihr glaubt nicht, was in den wenigen Wochen seit dieser Nacht alles geschehen ist. Die Zeilen, die mir in der Einleitung dieses Gemeindebriefs noch verbleiben, reichen nicht aus, um von allem zu berichten. Unser Hauskreis wandelte sich an einem einzigen Tag von einer schönen Gemeinschaft in einen geistlichen Rahmen, in dem für Heilung gebetet wurde und Heilung vor unseren Augen geschah. Im Teentreff hatten wir auf einmal so tiefe Gebetsgemeinschaften, wie es sie vorher nie gegeben hat. Die Offene Gemeinde veränderte sich von einem netten Treffen unter Christen zu einer geisterfüllten Lobpreisund Anbetungszeit. Die Ursache für diesen Wandel ist offenkundig: Es ist der Heilige Geist. Nur Gott, kein Mensch, kann diesen Unterschied über Nacht herbeiführen.

Ganz gleich, wie mein Zeugnis auf dich gewirkt hat, ob es dich bestärkt oder eher nachdenklich gemacht hat: Ich möchte dich einladen, dein Leben noch einmal ganz neu in Gottes Hand zu geben. Lade Gott – und ja, speziell auch den Heiligen Geist – ein, dich neu im Glauben zu befeuern. Bitte ihn, dir zu zeigen, was Gott über dich und dein Leben denkt. Egal, was Gott dir dann zeigen wird, ob Ermutigung oder Ermahnung überwiegen – du kannst dabei nur gewinnen! Denn Gott meint es gut mit uns. Er möchte unsere Trugbilder und Selbsttäuschungen einreißen und stattdessen echtes Leben pflanzen. Wo auch immer wir fest auf dem Fundament von Jesus Christus stehen, wird uns alles, aber auch wirklich alles gelingen! Daran glaube ich.

Gott segne dich und schenke dir eine tiefsinnige, bereichernde Adventszeit!
Joel Pfeifle