4. Juni 2023 | Geschichte

Auf die Anfänge geschaut – Teil 7

Im Jahr 1957 beruft die Gemeinde einen neuen Prediger, da Walter Böhme als Bundesvorsteher nicht nur die Gemeindearbeit bewältigt, sondern auch Baumschulenweg (diese hatte von 1950-1954 einen Prediger), Zossen und die Station Hohenfelde betreut, die von Flüchtlingen gegründet wurde. So kommt Theodor Röger nach einem Studium in Ewersbach (BRD) nach Adlershof und fängt am 18. August mit seinen Dienst an. Er wohnt, wie vor dem Studium, in Falkensee. Mit der S-Bahn kann er ohne umzusteigen bis nach Adlershof fahren. Aber dafür beträgt die Fahrzeit über eine Stunde. 1958 heiratet er eine Westberlinerin, die zur Gemeinde in Moabit gehört.

Für das junge Paar ist die Wohnungsfrage problematisch, da Falkensee DDR-Gebiet ist. Da die Frau nur mit einer polizeilichen Sonder-Genehmigung ihren Mann besuchen durfte, wohnt sie zunächst bei ihren Eltern in Westberlin. 1959 stellt das Ehepaar einen Antrag auf Übersiedlung nach Falkensee, der ihnen genehmigt wird. 6 Da es aber immer noch die Zuzugssperre nach Berlin gibt, können sie nur über einen Wohnungs-Ringtausch nach Berlin kommen. Das Wunder geschieht im April 1961, aber die zukünftige Wohnung befindet sich in Pankow, im Norden von Berlin! Nach vielen Behördengängen können sie erst im Juli 1967 nach Adlershof ziehen. Theodor Röger hatte nun, frisch vom Theologischen Seminar kommend, Walter Böhme an seiner Seite. Der ließ ihn den Freiraum in der Gemeindearbeit. Aber als dominante Persönlichkeit hatte er oft andere Meinungen. Walter Böhme war nicht immer im Umgang bequem, aber gradlinig. Im Seelsorgebereich kümmerte er sich beispielhaft um Gemeindemitglieder und auch im Bund um die Prediger sowie den Gemeinden. Und dann kam der berüchtigte 13. August 1961 mit dem Mauerbau und damit die Trennung von Westberlin. Vor allem sollte die Fluchtbewegung gestoppt werden. Das hatte natürlich für unsere Gemeinden Konsequenzen. Westliche Literatur wurde verboten und westdeutsche Prediger durften in den Ost-Gemeinden nicht predigen, sondern sollten nur „ein Grußwort“ sagen!

Theodor Röger Gemeindeprediger 1957-1971

Die ersten Jahre nach dem Mauerbau durften auch keine Westberliner nach Ostberlin. Die Ausbildung von Theologie- Studenten erfolgte danach bei den Baptisten. Sie hatten in Buckow, in der Märkischen Schweiz eine Ausbildungsstätte, die auch unsere Geschwister besucht haben.

Sogar unsere Bundes-Zeitschrift, die „Glaube und Dienst“ hieß, durfte nicht einmal jeden Monat erscheinen, sondern nur 7 mal im Jahr, obwohl wir regelmäßig um monatliches Erscheinen nachfragten.

Um die Menschen, Christen wie Nichtchristen, in der DDR zu kontrollieren und auszuforschen, gab es das Ministerium für Staatssicherheit (MfS). Für die Christen in den Gemeinden und Kirchen wurde das Staatssekretariat für Kirchenfragen geschaffen. Wenn unsere Prediger Anliegen hatten, mussten sie mit diesen Leuten reden. Diese Einrichtung hatte keine eigenen Entscheidungs-befugnisse. Sie waren nur ein Vermittlungsorgan zur atheistisch, antireligiösen Staatsführung. Alle Fragen und Anfragen unseres Bundes wurden an die Partei (SED) weitergegeben. Dieses Verfahren erschwerte den Umgang unseres Bundes mit dieser Dienststelle. Doch genau das war politisch gewollt. 8 Nach dem Mauerbau war es unserem Bund wichtig, Kontakte zum Westbund zu halten. Heiz-Adolf Ritter, deren Geschäftsführer, hielt diese Verbindungen. In den 1970er Jahren wurden sie intensiviert und er selber war hier bei vielen Sitzungen dabei.

Klaus Ortmann