In den 1920er Jahren stand auch unsere Gemeinde, wie viele andere, in der Gefahr, gegenüber der neuen Demokratie keine positive Einstellung zu haben. Obwohl es nach dem Krieg eine demokratische Verfassung und die Trennung von Kirche und Staat gab. Der Zeitgeist drang auch mit rechtskonservativen Gedankengut in die Gemeinde. Dazu kamen noch die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise in Deutschland mit Notverordnungen und schlechter Versorgungslage.
Als Richard Finner nach einem Jahr aufhörte, Paul Langeheinecke zu unterstützen, kam 1931 Albert Fuhrmann frisch von der Predigerschule nach Adlershof. Langeheinecke ging es gesundheitlich nicht besser, er brauchte Hilfe. Fuhrmann übernahm die Dienste der Baumschulenweger Gemeinde und die Jugendarbeit in beiden Gemeinden. Als Paul Langeheinecke 1934 verstarb, hatte Fuhrmann die Gemeindearbeit von beiden Gemeinden zu bewältigen.
Im gleichen Jahr entstand in Falkensee eine neue Gemeinde. Armin Röger zog mit seiner Familie1934 in diesen Ort und fing mit Bibelstunden an. 1937 bekamen sie einen eigenen Versammlungsraum.
Anfang der 1930er Jahre entwickelte sich in Thüringen in der evangelischen Kirche eine rassistische und antisemitische Bewegung, die sich „Deutsche Christen“ nannten, ein germanisches Christentum propagierten und nach 1933 das „Führerprinzip“ durchsetzen wollten. Viele evangelische Pfarrer traten dagegen in Opposition und gründeten die „Bekennende Kirche“. Mit der „Barmer Theologischen Erklärung“ im Mai 1934 wollten sie mit dieser Abgrenzung ein Zeichen setzen, gegen die „Deutschen Christen“ und den Angriffen des NS-Regimes.
Auch in Adlershof waren die Deutschen Christen in der evangelischen Kirche aktiv. Hier wollten sie den Pfarrer strafversetzen. Die Bekenntnisgemeinde hatte in dieser Zeit in unsere Gemeinde Gast-Status bekommen, und hatten ihre Gottesdienste, Kindergottesdienste und Bibelstunden bei uns abgehalten.
Durch seine offene und fröhliche Art konnte Fuhrmann die Jugendlichen begeistern, und es bildete sich eine größere Gruppe. Fuhrmann unternahm mit ihnen viele Fahrten und Wanderungen. Ein junges Mädchen hatte Mitte der 1930er Jahren einen Fahrrad-Unfall mit tödlichen Folgen. Das erschütterte die jungen Leute und es kamen viele zum Glauben.
Ab 1. August 1936 fanden in Berlin die 11. Olympischen Spiele statt. Aus diesen Anlass organisierten die evangelischen Kirchen zusammen mit den Freikirchen eine Zeltevangelisation. Unter den Rednern war auch Heinrich Wiesemann, damals Prediger der FeG in Moabit. Auch ausländische Gäste, u.a. der norwegische und schwedische Missionsbund, Finnland und der Schweiz nahmen daran teil.
1938 hatte die Gemeinde 75 Gemeindemitglieder. Durch zunehmende Besucherzahl und wachsender Raumnot schrieb Fuhrmann im Mitteilungsblatt der Gemeinden: „Unser Gemeindeheim ist zu klein geworden. Wir müssen ernstlich daran denken, einen größeren Raum zu bekommen.“ Von da an suchte man im Ort ein Grundstück.
Zum Erntedankfest 1938 legte man ein Opfer zusammen für einen Neubau. Nach über zwei Jahren fand man ein Grundstück in der Handjerystraße und unterzeichnete am 8. Februar 1941 einen Grundstückskaufvertrag. Anfang 1939 beendet Albert Fuhrmann seinen Dienst in Adlershof und ging nach Witten, wo er in die Bundesarbeit berufen wurde.
Klaus Ortmann
Das Titelbild zeigt die vier Prediger des Kreises: Albert Fuhrmann, Heinrich Wiesemann, Armin Röger & Wilhelm Gilbert