Hast du schon einmal einen Weinstock betrachten können, welcher über einen längeren Zeitraum weder beschnitten oder während seines Wachstums in Form gebracht wurde?
Beim Weinanbau in den Steillagen werden die Reben eines Weinstockes mittels Drahtrahmen und Einzelpfahlsystemen erzogen, d.h. die Rebe wird an einem Pfahl oder Eisen fixiert. Die Bewirtschaftung der Steillagen erfolgt oft in reiner Handarbeit, wobei sich der Winzer langsam den Hang hinunter oder hinauf arbeitet, beim Düngen Pflügen, Mulchen und der Traubenlese.
Der Weinberg beherbergt eine Vielzahl von pflanzlichen und tierischen Lebewesen, welche im Gleichgewicht einer Lebensgemeinschaft funktionieren. Dennoch ist der Wein, als wunderbares Freilandprodukt, sämtlichen Einflüssen von Schädlingen, Krankheiten und Witterungs-Verhältnissen ausgesetzt.
Hierbei übernimmt der Winzer eine wesentliche Rolle, dieses sensible System in seinen Lebensprozessen zu kennen und zu bearbeiten.
Bei unserem Kurzurlaub im Mai und den erholsamen Wanderungen durch die Moselweinhänge wurde uns wieder einiges sichtbar vor Augen geführt. Was geschieht mit den Reben, wenn sie wuchern und nicht mehr fest mit dem Weinstock verbunden sind?
Diese Bilder und Eindrücke erinnerten uns an folgende Bibelworte:
Johannes 15, 1
Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Weinbauer.
Johannes 15, 4-5
Bleibt in mir, und ich werde in euch bleiben. Eine Rebe kann nicht aus sich selbst heraus Frucht hervorbringen; sie muss am Weinstock bleiben. Genauso wenig könnt ihr Frucht hervorbringen, wenn ihr nicht in mir bleibt.
Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben. Wenn jemand in mir bleibt und ich in ihm bleibe, trägt er reiche Frucht; ohne mich könnt ihr nichts tun.
Was für ein wunderbarer Vergleich und die Vorstellung darüber, dass wir die Reben sind, welche ohne den Weinbauern schutzlos, weit weg vom Weinstock verwildern würden. Dass wir Wachstum, Halt und Gemeinschaft brauchen, um Früchte hervorzubringen, welche Zeit haben zu reifen, wie die Trauben einer Rebe es tun.
Niemals werden wir den Weinberg in seiner ganzen Dimension ergründen können, bis wir eines Tages seinem Schöpfer gegenüberstehen. Ich möchte darauf vertrauen, dass Gott der Weinbauer meines Lebens ist, dass seine Erziehung keine Zwänge, sondern gesundes Wachstum schenkt. Ich darf mich ausstrecken nach seiner Nähe und muss mich nicht fürchten, in dem Dickicht von Dornen und Gestrüpp verlorenzugehen. Solange ich am Weinstock, bleibe, bin ich in ihm, bin ich in Jesus.
Anke Böhme