Das Leben besteht aus Veränderungen – in diesen Zeiten mitunter mehr als sonst. Für die meisten von uns stellen Veränderungen erstmal eine Herausforderung dar. Denn immer bedeuten sie, dass wir Energie aufwenden müssen, um uns auf das Neue einzustellen. Das führt dazu, dass wir Neuerungen zunächst einmal besonders kritisch gegenüber stehen. Wenn dann noch etwas schief geht, rutschen wir schnell in die „Besserwisser“-Rolle: „Habe ich es doch gleich gewusst, dass das nichts bringt!“
Dabei bringt die Bibel immer wieder zum Ausdruck, dass wir offen sein sollen für Veränderungen, die dazu dienen, unsere Beziehung zu Gott zu festigen und mehr Frucht zu bringen (z.B. Epheser 4, 23+24). Genau das ist auch unser Ansporn als Gemeindeleitung, wenn wir Dinge anpassen – nicht an den Zeitgeist, sondern an das, was Gottes Geist will. Das kann bedeuten, Traditionen aufzubrechen. Jesus zeigt uns in verschiedenen Situationen seines Lebens auf der Erde sehr eindrücklich, was es bedeutet Gottes Vorgaben (das Gesetz) zu achten, aber nicht gesetzlich zu leben. Somit gilt auch für uns, dass wir Dinge, die vielleicht früher gut und angemessen waren, heute einer kritischen Prüfung unterziehen dürfen. Das trifft beispielsweise auf die Rolle der Zusammenkünfte am Sonntag zu, umgangssprachlich als Gottesdienst bezeichnet.
Lehre (in Form von Textlesungen aus der Bibel und Predigt), Lobpreis und Anbetung sowie Gemeinschaft im Gebet und Abendmahl stehen dabei nicht in Konkurrenz zueinander, sondern sollen sich ergänzen. Jedes einzelne Element darf und soll auch außerhalb der Versammlung am Sonntag für sich vertieft werden. Wer sein komplettes wöchentliches Seelenfutter nur aus dem Sonntagsgottesdienst beziehen will, überhöht diese 60 bis 90 Minuten in der Woche. Umgekehrt sollte man aber auch die Bedeutung der regelmäßigen Zusammenkünfte nicht geringschätzen und den Versammlungen nicht absichtlich fernbleiben (Hebräer 10,25).
Solange Veränderungen nicht dem Wort Gottes entgegen stehen, ermutigen wir euch dem gegenüber zur Offenheit (und wo notwendig auch Barmherzigkeit). Wo Veränderungen jedoch offensichtlich nicht dem Willen Gottes entsprechen, sollte sich kritisch damit auseinandergesetzt werden – sowohl in der Gemeinde als auch in der Gesellschaft. Bereiten wir uns auch innerlich darauf vor, dass noch viel gravierendere Veränderungen auf uns zukommen werden. Dass wir noch frei und unbehelligt Gottesdienste feiern können und es vielfältige Möglichkeiten gibt, auf Jesus aufmerksam zu machen, wird kein Dauerzustand sein! Daher: Nutzen wir die Zeit und Möglichkeiten, die wir haben – damit wir uns immer mehr zu dem Menschen verändern, den sich Gott gedacht hat und andere dabei mitnehmen können.
Gottes Segen wünscht euch
Tobias-Benjamin Ottmar