31. August 2021 | Missionsberichte

Neues aus Namibia – September/Oktober 2021

Liebe Gemeinde,

die letzten Wochen waren sehr sehr herausfordernd, kräftezehrend und an der Schmerzgrenze.
Vor 2 Monaten wurden meine Schwiegereltern mit Corona positiv getestet und waren sehr krank. Meine Schwiegermutter wurde immer schwächer und musste nach einer Woche ins Krankenhaus eingeliefert werden. Das Problem war, dass es keine freien Betten im Krankenhaus gab und sie wieder nach Hause geschickt wurde, obwohl ihr Sauerstoffgehalt bei unter 60% lag. Gott sei Dank wurde sie 2 Tage später dann doch eingeliefert und es wäre fast zu spät gewesen. Wir hatten schon Abschied von ihr über Telefon genommen und waren am Boden zerstört. Das gröβte Problem war danach das Warten. Wir haben teilweise überhaupt keine. Informationen über ihren Status bekommen und waren auf Whatsapp Nachrichten von ihr angewiesen, die allerdings die ersten Tage nicht kamen. Sie war einfach zu schwach. Nach einigen Tagen konnte sie kurze Sätze mit uns schreiben, aber auch sie wusste nicht genau was vorging, da nicht mit ihr kommuniziert wurde. Nach 2 Wochen haben wir sie dann aus dem Krankenhaus geholt, da sich dort nicht um sie gekümmert wurde, das war schrecklich mitzuerleben.

Wir sind noch am selben Tag zu ihr gefahren und Madie hat dort 5 Wochen verbracht um sie wieder gesund zu pflegen. Sie ist immer noch schwach und teilweise abhängig vom Sauerstoffgerät, aber zumindest nur noch nachts. Es waren sehr harte Wochen, gerade für Madie, zwischen Hoffen und Beten, Zweifel und kleinen Fortschritten. Wir sind einfach nur dankbar für das Leben, es gibt hier fast keinen, der nicht irgendwie betroffen ist.

Zur selben Zeit, bevor wir zu meinen Schwiegereltern gefahren sind, wurde ich in der Schule überfallen. Die Einbrecher dachten wohl, die Schule ist zu wegen dem Lockdown und wurden von mir überrascht, denn ihr Ziel war nicht die Schule, sondern die Villa reicher Chinesen, die direkt hinter der Schule liegt. Es ging super schnell. Nachdem ich in den Schulhof kam, kamen 3 maskierte Gangster aus dem Hinterhalt, hielten uns (2 Chinesen und mich) mit Waffen im Schulhof, wir konnten fliehen, ich bin ins Auto gesprungen, wurde aus dem Auto rausgezerrt und sie sind mit dem Auto weg. Der Schock saβ tief und wir waren am Boden zerstört, denn im Auto waren alle Schlüssel, Pass, Laptop und andere Sachen. Wie durch ein Wunder ist mir bei dem Überfall nichts passiert und wie ein noch gröβeres Wunder wurde mein Auto am späten Nachmittag in einem Slum wiedergefunden. Auβer dem Laptop war alles noch da. Wir danken Gott für Bewahrung und für Schutz. Das war das erste Mal in den 7 Jahren, die ich nun schon hier bin, dass mir so etwas passiert ist.

In all diese Herausforderung mischt sich der groβe Segen, dass wir dieses Jahr endlich, nach so viel Hoffen und Beten, endlich mit dem Bau unserer Schule anfangen können. So Gott will können wir Ende September mit dem Bau beginnen und schaffen es hoffentlich bis Ende des Jahres es fertig zu stellen. Die Umstände sind nicht in kurzen Worten zu erklären, dieses Riesenzeugnis ist es wert persönlich geteilt zu werden. Da wir wahrscheinlich dieses Jahr nicht mehr kommen können, werden wir das in einigen Wochen in Form einer Videobotschaft teilen. Vielleicht noch ganz kurz zur aktuellen Situation im Land: Ende Juni und im Juli hat uns die 3.Welle voll erwischt. Das Land war total unvorbereitet, obwohl man es ja hat kommen sehen. Es gab weder genug Platz in den Krankenhäusern, noch genug Sauerstoff, noch genug Personal, noch genug Planung. Es waren richtige Chaosmonate. Auf der einen Seite gab es einen Lockdown, auf der anderen durfte man mit einer Erlaubnis (die gefühlt zu 100% erteilt wurde) reisen. Viele Leute haben ihr Leben verloren, viele sind sehr krank gewesen. Laut Statistiken war Namibia das am schlimmsten betroffene Land verglichen mit der Einwohnerzahl, fast ein zweites Indien. Momentan hat sich die Situation ein wenig beruhigt, wahrscheinlich hat der Sommer, der mit einem Schlag hier war, auch dazu beigetragen, dass es sich zumindest ein bisschen beruhigt hat. Schulen sind auch wieder auf seit 2 Wochen. Wir schauen mal wie lange.

Auf alle Fälle wollen wir uns von Herzen bei allen bedanken, die uns seit Jahren umbeten. Wir könnten nicht das tun, was wir tun, wenn nicht Gottes Gnade und eure Gebete wären. Danke an alle, die für uns einstehen, obwohl wir so weit weg sind. Danke an alle, die uns nicht vergessen haben und uns soviel Gutes getan haben und immer noch tun. Es ist ein Geschenk in SEINEM Segen zu leben und unser Herz ist voll Dankbarkeit für das Geschenk des Lebens, der Bewahrung und des tagtäglichen Segens, den wir erleben und weitergeben dürfen.

Danke an Gott und an euch alle, es ist gut, eine betende Gemeinde hinter sich zu wissen.

 

Vielen Dank und liebe Grüße 🙂

Milka & Rafael & Madie & Micha